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Dark Funeral - Diabolis interium

Nach diesem weiteren Schlag im Feldzug gegen die Christenheit können die Schweden von Dark Funeral - bestehend aus Lord Ahriman mit ständig wechselnden Konsorten - schon auf eine ganze Reihe von Platten zurückblicken. Vom Legacy wurde das neue Album zur Platte des Monats gewählt - B.T. Jaschinski als Kritiker spricht von "Akribie, Kontinuität" und nennt das Machwerk eine "gelungene Arbeit" (Legacy Nr. 14, 04/2001, S. 86). Lassen wir uns sehen (hören), was dahinter ist: Bis auf den dritten Track, "Goddess of Sodomy" sind alle Songs fast durchgängig in den üblichen Highspeed-Arrangements komponiert, wobei man erwähnen muss, dass Matte Modin zwar ein perfekter Drummer ist, aber der Schlagzeugsound nicht wirklich zufriedenstellend gelungen ist, wie auch überhaupt die Produktion von Peter Tätgren zuwenig Atmospäre vermittelt. Atmosphäre, das ist es eigentlich, was Dark Funeral immer ausgemacht hat. Mit schnellen, rhythmischen Strukturen, komplexen Serien von einfachen Riffs und einer treibenden inneren Gangart sowie einer genialen Produktion von Dan Swanö - die den dunklen Geist der Musik so richtig unheimlich hervorhebt - war das 1994er Debüt "Dark Funeral" ein - wenn auch abgeleitetes - Meisterwerk des melodischen Black Metal. Und möglicherweise war es gerade die nicht so perfekte Produktion - oder auch die plumpe Umsetzung der damals noch nicht so versierten Musiker - die dieser MCD ihre einzigartige Stimmung verlieh.

Davon ist heute nicht viel übriggeblieben. Das einzige, woran man noch deutlich die Band erkennt, ist der gesponnene Gitarrensound und vielleicht, dass in der Folge von etwa 20 Sekunden immer irgendwo das Wort "Satan" vorkommt. Die Gitarren, zur Verstärkung der Melodien gedoppelt, fließen ohne wesentliche Variationen in der Spielgeschwindigkeit in treibenden Highspeed-Akkorden über die Blastbeats der Drums und kreieren so ein kraftvolles, aber voraussagbares Geräuschfeld, die typischen Riffs werden intensiv wiederholt. Durch die anhaltende Geschwindigkeit und kaum vorhandene langsamere Passagen bzw. Pausen wirkt die ganze Musik oft energielos - wie man auch bei einer schnellen Autofahrt nach einiger Zeit die Geschwindigkeit nicht mehr wahrnimmt. Überhaupt glaube ich, dass die extreme Geschwindigkeitssucht von Dark Funeral nicht gerade ihre epischen Qualitäten verbessert. Aber das ist nur ein Aspekt, es gibt noch gravierendere Mängel auf der Platte. Davon zu nennen ist zuerst, dass Emperor Magnus Caligula als Sänger in keiner Weise das erreicht, was Themgoroth 1994 beim Debüt erreicht hat. Die Vocals schmiegen sich kaum mehr an den Rhythmus an, sondern liegen oft unmotiviert zwischen den Strukturen, die bis zum Ausreizen am Ende der Worte in die Länge gezogenen Silben verstärken den überzogenen Eindruck - und man vermisst die Melodie der Vocals, welche hier scheinbar auf einen Pfad lenken, dann aber nirgends hinführen und sich verlieren (wie auch schon bei "Vobiscum Satanas" (1998). Über das als rhythmisches Element auf jeder zweiten Achtelnote verwendete Frauenstöhnen auf "Goddess of Sodomy" möchte ich jetzt lieber gar nichts sagen. Jedenfalls: An vielen Stellen wirken die Songs einfach schon lächerlich vor lauter Übertreibung, nicht nur wegen der schon ewig ausgereizten Texte - primitive Blasphemie, selbstvergessender Hass und Todessehnsucht - sondern auch aufgrunddessen, dass Dark Funeral es einfach nicht mehr schaffen, eine wirklich glaubwürdige, dunkle Atmospäre zu kreieren, geschweige denn eine sonore Schönheit und eine sich selbst am Leben erhaltende Struktur wie im ersten Release zu erschaffen (Mat)


Deströyer666 - Cold Steel...Of an Iron Age

Das nunmehr siebte Album von Destroyer666 zeigt eine musikalische und künstlerische Weiterentwicklung der Musiker, ohne die gewohnte Härte und Brutalität zu vernachlässigen. In einem schmalen Grat zwischen Death und Speed Metal zeigen Destroyer666 Perfektion im Spiel und gute Riffideen, aufgelockert durch Breaks und Speed-Metal-ähnliche Arrangements.

Der Sound ist klar und differenziert, oft erinnert man sich an Hypocrisy oder auch Metallica in sehr frühen Jahren. Die Vocals sind herausgedrückte Growls bzw. gegröhlte Schreie, über das Schlagzeug kann man nur sagen, das es ziemlich perfekt getimt ist und die Songs sehr gut vorantreibt. Ruhige Instrumentalpassagen erzeugen Entspannung, bevor die Hölle wieder über die Hörer hineinbricht; Wut, Angst und Todessehnsucht sowie das Bewusstsein des Unvermögens, etwas an der eigenen Lage zu verändern erzeugen hier eine besondere Stimmung; aus einer etwas pragmatischer Sicht kann man mit Sicherheit sagen, dass diese Band noch nicht vom Musikbusiness verdorben ist, sondern wirklich noch Lust und Freude am Spielen empfindet. (Mat)

Stil: Death/Speed-Metal
Prädikat: Reife Leistung, trotzdem frisch und unverbraucht


Deströyer666 - Phoenix Rising

Kaum zu glauben, aber auch im sonnigen Australien, Deströyer 666 Heimat, wird böse Musik gemacht. Musikalisch bewegen sie sich zwischen Death und Frühneunziger Black Metal, wobei vor allem bei dem Gitarrensoli auch gern mal im Thrash Metal geklaut wird. Was sie leider auch aus dem frühen Black Metal mitgenommen haben, ist die meiner Meinung nach typische Eintönigkeit. Bei der vierten Nummer denkt man sich, hab ich die nicht vorher schon einmal gehört?!? Wie schön es doch sein könnte, beweisen sie allerdings mit "I Am The Wargod (Ode To The Battle Slain)" und "Lone Wolf Winter", die zeigen, daß sie durchaus auch in einer höheren Liga mithalten können. "Lone Wolf Winter" besticht unter anderem durch seine cleanen Vokals am Ende des Songs, das es bei mir immer wieder kalt den Rücken hinuterrieseln läßt. Wer auch immer das gesungen haben mag - das Booklet gibt nicht wirklich Auskunft darüber, aber vielleicht war es ja auch ihr regulärer Schreihals -, den Sänger sollten sie sich warm halten. Aber das zeigt auch drastisch, woran es ihnen mangelt - an ein bißchen mehr Abwechslung, denn was gewiß nicht fehlt, sind Talent und Potential. Aber vielleicht beim nächsten mal. Ach ja, was ihr euch nicht entgehen lassen solltet, sofern die Möglichkeit dazu besteht, ist, Deströyer 666 live zu bestaunen. Denn das eine Mal, wo ich sie gesehen habe, waren sie verdammt gut.

Und hier am Ende meiner Rezension ergibt sich das übliche Dilemma: Wieviele Punkte geb ich der CD am besten. Für 6 Punkte sind sie definitiv zu gut, für 7 ein wenig zu eintönig. Wer braucht schon ein Punktesystem in einem Land, wo ein Großteil der Bevölkerung lesen kann..... (S)


Dissection - Storm Of The Light´s Bane


The dress is white with crystals of ice and frozen roses so red
Roses of blood from an innocent soul
On the plain lies an angels dead


Dissection - eine weiter Band, die durch die Dummheit eines Mitgliedes nicht mehr existiert. Aber eines ist gewiß: Mit diesem (zweiten und bislang letzten) Album haben sie einen Meilenstein in der Geschichte des Death und Black Metal gesetzt. Das Album strotzt nur so von genial Melodien, mal majestätisch erhaben, mal eisig tobend und dazwischen eingestreut findet man immer wider ruhige Akustikparts. Mit ungemein technischer Perfektion wird die Gitarrenarbeit dargebracht und als krönende Beigabe gibt es Jon Nödtveidts krank-boshafte Black Metal Stimme.

Es ist unglaublich, was für eine dichte Atmosphäre Dissection zu erschaffen verstehen, und das ohne Zuhilfenahme von Keyboards. An dieser Stelle muß "Where Dead Angels Lie" erwähnt werden, das eigentlich recht moderat und langsam daherkommt, aber an boshafter Atmosphäre nicht zu überbieten ist. Was bei dieser Nummer auch mehr als nur markant heraussticht, ist das sehr präzise und passend gesetzte Drumming von Ole Ohman. Dieser Song beweist zur Gänze, daß ein Stück nicht nur dann verdammt böse klingt, wenn man es in Grund und Boden hämmert (was sich ein Haufen ach so böser Black Metaller ruhig hinter die Löffel schreiben könnte). Ganz egal, welche Nummer man auch herauspickt, eine jede ist ein perfekt durchdachtes und dargebrachtes Kunstwerk für sich, stets abwechslungsreich und niemals langweilig oder gar stumpf. Für Stücke wie "Night's Blood", "Retribution - Storm Of The Light's Bane", das leicht melancholische "Thorns Of Crimson Death" und "Soulreaper" muß erst noch ein Maßstab gefunden werden, an dem man sie messen kann - vielmehr sind sie der Maßstab, wobei ich bisher noch keine Band dieser Art kenne, die diesem gerecht werden könnte.

Ganz egal, wie oft ich mir diese CD auch schon angehört haben mag, sie fasziniert und fesselt mich jedes mal aufs Neue. Mit diesem Werk legen Dissection ein Album hin, das jenseits all dem liegt, was ich aus diesem Genre kenne und es gibt nichts, was daran besser gemacht werden könnte. Ganz eindeutig muß hier die Höchstpunktezahl her, obwohl diese eigentlich noch zu gering ist für ein solches Meisterwerk. Sollten Dissection jemals wieder ein Album veröffentlichen (was hoffentlich nicht geschehen wird), dann wird eines gewiß nicht passieren - und zwar daß sie dieses Album toppen, denn das ist unmöglich. (S)

Nuclear Blast 1995


Dornenreich - Her Von Welken Nächten

Bevor ich dieses Review verfaßt habe, hat mich interessiert, was andere Rezensenten zu diesem Album zu sagen haben. Tja, vom bösen Black Metal Album mit einigen langsameren Einsprengsel bis zum leichtverdaulichen Black-Metal-Pop war eigentlich alles vertreten, was mich allerdings nicht wirklich verwundert. Die breite Palette der Meinungen liegt daran, daß sich das Album sehr zwischen Extremen bewegt - von ruhigen Akustiksongs über eingängigen Midtempo Nummern bis Hau-Drauf ist alles vorhanden. Dementsprechend variabel gestaltet sich auch der Gesang und der Einsatz von Instrumenten.

Was zieht her von welken Nächten..... flüstert es da bei der ersten Nummer "Eigenwach" aus meiner Anlage und im Hintergrund setzt schräges Violingefidel ein. Aber da ist es auch schon aus mit der seltsamen Ruhe, als ein fettes Riff die Idylle niedermäht und ein dramatischer Keyboardeinsatz läßt auch nicht lange auf sich warten. Im weiteren Verlauf des Songs wird gekreischt, gesägt, geviolint, geflüstert, gekeyboarded was das Zeug hält, wobei Dornenreich nie den roten Faden verlieren, sondern immer wieder zu einem Leitmotiv zurückfinden. Wie mal flache, mal hohe Wellen ergießt sich der Song über den Zuhörer - wahrlich beeindruckend! Mit Track 3, "Wer hat Angst vor Einsamkei?", folgt dem Wahnsinn eine etwas gemäßigtere Midtempo Nummer mit eingängigen und leicht melancholischen Keybordparts und auch das folgende "Grell und Dunkel strömt das Leben" überzeugt durch den Gesang und den traurigen Violinenmelodien. Mit fies und böse ist bei Track 5, "Innerwille ist mein Docht", fürs erste einmal endgültig Schluß. Anfangs nur in Begleitung einer Akustikgitarre flüstert-kreischt der Sänger die Lyrics, später noch vorsichtig von einem Schlagzeug und einer Violine unterstützt. In einem ähnlichen Rahmen spielt sich auch die nächste Nummer, "Hier weht ein Moment, ab". Darauf folgt ein definitiver Höhepunkt des Albums und zwar "Schwarz schaut tiefsten Lichterglanz". Wenn man einer Nummer auf diesem Album vorwerfen kann, Black-Metal-Pop zu sein, dann dieser - allerdings ist es dann eine verdammt gute Black-Metal-Pop Nummer! Hier werden eingängig Riffs verbraten, der Gesang variiert von Flüstern bis cleanen Gesang bis Kreischen und richtig fein finde ich die letzten Minuten, in denen das Keyboard dem Rest der Nummer eine geniale Dynamik verleiht.

Die Lyrics sind auf dem Album zur Gänze in Deutsch gehalten, was natürlich Geschmackssache ist. Ich meinerseits muß sagen, daß ich bei Black und Death Metal Bands Texte bevorzuge, die ich allein beim Zuhören nicht verstehen kann, da diese bekanntlich ja oft ziemlich stumpf und dämlich sind. Das kann man allerdings Dornenreich bestimmt nicht vorwerfen, da sich ihr Texteschriftler Eviga bemüht, seinen lyrischen Ergüssen einen poetischen Anstrich zu geben. Behandelt werden menschliche Abgründe sowie der Mensch am Abgrund, meiner Meinung nach allerdings hin und wieder etwas überzogen und platt. Aber wie schon gesagt, das ist Geschmackssache.

Im Großen und Ganzen ist diese Scheiblette ein wirklich gelungenes Album, sehr abwechslungsreich und überhaupt nicht stumpf und wird somit jenen, die auf krasses, böses Norwegengedresche stehen, nicht gefallen. Aber jedem, der unter Black Metal mehr versteht als Elche totzuschlagen, dem sei dieses CD wärmstens empfohlen. (sa)

Prophecy Productions 2001