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Abigor - Verwüstung/Invoke The Dark Age

Mit ihrem ersten offiziellen Release waren Abigor zeitlich dicht an den "Conceptualizers" der großen Schwarzmetall-Welle (Darkthrone, Immortal, Emperor,...) am Anfang der neunziger Jahre dran. Trotzdem ist dieses Album etwas sehr Eigenständiges geworden. Was beim ersten Anhören auffällt, ist viel Abwechslung; es gibt kaum stagnierende oder eintönige Parts, sondern alle paar Sekunden eigentlich eine Überraschung, aber trotzdem fließt die Musik atmosphärisch dahin. Was außerdem anzumerken ist, sind die schrillen Vocals, die deutlich leiser als die anderen Instrumente abgemischt sind. Spoken Words sorgen z.B. im ersten Song (Universe of black divine) für eine starke Abbremsung der Geschwindigkeit, um den darauffolgenden sehr schnellen Part noch mehr zu betonen. Trotz der genretypischen Timingschwankungen haben die Songs einen unglaublichen Drive, halten sehr gut zusammen und sind überdies sehr melodisch. Erwähnenswert ist der dem zweiten Track (Kingdom of Darkness) vorangehende Kirchengesang, der von einem brutalen Einbruch der verzerrten Gitarren abgelöst wird. Der nachfolgende Halftime-Groove bringt ziemlich alles, was guter Black-Metal nur sein kann... vor allem die Schlagzeug-fill-ins und überhaupt der Klang des Schlagzeugs bzw. aller Instrumente ist meiner Meinung nach eine tolle Leistung. Mitreißende Gitarren-Riffs, eine geniale Komposition und ein super Sound machen dieses Album zu einem meiner Lieblingsstücke.

Total Time 42:29
Napalm Records 1994

Stil: Melodic Black Metal
Prädikat: Wertvoll
Mathieu

 


Abigor - Apocalypse

Der eindeutig härteste und brutalste Longplayer von Abigor ist absolut stimmig in Komposition und Sound. Hier ist von nichts zuviel vorhanden, sondern aus gezielt eingesetzten Elementen eine dunkle und sehr mitreißende Atmosphäre geschaffen worden. Endlich weiß ich, wo ANTAEUS ihre Inspirationen her haben könnten (na ja, ob die wohl Abigor überhaupt kennen?)! Jedenfalls - was man noch sagen muss - gibt es zwei Arten von Vocals auf der Platte: die einen unterscheiden sich sehr von den üblichen Black-Metal-Kreischereien: Es sind eher horrorfilmmäßig herausgepresste Schreie; die anderen sind Abbath-ähnlich guttural. Diese beiden Typen überschneiden sich häufig. Abgesehen davon herrscht meistens ein sehr schnelles Tempo vor, doch gibt es auch Midtempo- und Halftime-Passagen. Der Sound ist sehr basslastig, auch etwas verwaschen und unklar, was aber gut zur Stimmung der Musik passt. Auch von der Melodie ist nicht viel verloren gegangen - insgesamt eine gute Leistung.

Stil: fast old-style black metal
Prädikat: anhörenswert
Mathieu

 


Abigor - Nachthymnen (From The Twilight Kingdom)

Ein deutlicher Unterschied im Sound verglichen mit früheren Werken kennzeichnet diesen Longplayer. Die Produktion verhalf den Tracks zu einem klareren, definierteren Klang, der leider auch ein wenig metallischer geworden ist. Die Vocals sind diesmal deutlicher und sogar etwas lauter als die Gitarren produziert, diese selbst haben von ihrer Melodie nichts eingebüßt, dafür aber an schneidender Kälte gewonnen. Inwieweit das zur Musik passt, muß jeder für sich selbst entscheiden, für mich war der Sound von "Verwüstung/Invoke..." stimmiger und passender. Die Musiker haben mit diesem Album auch um einiges technischere Songstrukturen entworfen, was allerdings das Anhören etwas stressiger macht. Die Atmosphäre ist dichter, komprimierter und brutaler als die der "Verwüstung", und es gibt auch weniger Abwechslung. Erwähnenswert sind auch die Frauengesangseinlagen, die allerdings sehr kurz gehalten sind und thematisch kaum irgendetwas mit der übrigen Musik gemein haben, ich finde sie eher unpassend (entweder - oder...). Teilweise finde ich die Songstrukturen einfach eintönig und überladen (vor allem von massenhaften Keyboardeinlagen) - als hätte man versucht, zuviel hineinzupacken. Es groovt, keine Frage (abgesehen von nicht wenigen deutlich hörbaren Timingschwankungen - schade.... aber so ist halt nun mal Schwarzmetall), aber es will nicht so richtig Stimmung aufkommen, sondern eher das Gefühl, dass sich hier Leute, die ihre Instrumente ziemlich gut beherrschen, viel Arbeit gemacht haben, um ein "ideales" Black-Metal-Album zu kreieren (wie schon so viele andere vorher), und es dabei einfach übertrieben haben.

Total Time: 48:47
Napalm Records, 1995

Stil: fast melodic black metal
Prädikat: Einen Versuch wert
Mathieu

 


Anteus - De Principii Evangelium

Nach ihrem Debüt " Cut your flesh and worship Satan " schiessen uns Antaeus ihren nächsten Longplayer entgegen (na ja, "long" ist relativ bei Black Metal, aber immerhin). Thematisch herrschen hier die gleichen Hasshymnen vor wie im ersten Album, rasend schnelle Blastbeats und wütende Gitarrenriffs. Was sich geändert hat, ist erstens mal der Sound, der doch deutlich klarer und differenzierter ist, dementsprechend aber auch weniger "Underground", sowie die Vocals, die nicht wie im ersten Album abwechselnd gekreischt und gegröhlt werden, sondern diesmal eher unterdrückt geflüstert oder fast in "Spoken-Word"-Manier rübergebracht werden. Ausserdem gibt es viel weniger langsame Passagen zum Erholen, ANTAEUS fetzen fast auf der gesamten CD in Hyperspeed über unsere gestressten Ohren hinweg. Was man der CD zugute halten muss, ist die Einheitlichkeit: Auf "Cut your flesh" waren doch ziemlich viele ältere Songs aus verschiedenen Aufnahmen vereint, jetzt aber wurden alle in einem Aufwaschen aufgenommen, wodurch das Album wie aus einem Guss erscheint. Tja, was gibt's da noch zu sagen...

Stil: True Raw Underground Black Metal de Paris
Prädikat: Für Liebhaber der Extreme des Extremen als wertvoll einzustufen.

Review: Mat


Arcturus - The Sham Mirrors

Nach Kult-Alben wie "Aspera Hiems Sinfonia" und "Infernal Masquerade" herrschte einige Zeit lang Funkstille aus diesem Teil Norwegens, und plötzlich werde ich im CD-Laden von einer neuen Arcturus-CD überrascht! Also - kaufen!

Beim ersten Hörtest musste ich mir eingestehen, wirklich nicht zu wissen, ob mir die Scheibe nun saugut gefällt oder überhaupt nicht; wie immer in diesen Fällen rangiert die Platte innerhalb kürzester Zeit ganz oben in der persönlichen Bestenliste, setzt sich gnadenlos im Kopf fest und muß den ganzen Tag nachgeträllert werden. Chaotisch, abgefahren und ziemlich krank, wie gewohnt, ist auch dieses Album von Arcturus, getragen von virtuosen Musikern wie Hellhammer am Schlagzeug und dem charismatischen Garm am Gesang. Stilistisch läßt sich die Musik in kein Genre pressen, ist einfach nur ziemlich abgefahren. Der Opener "Kinetic" strotzt nur so von Mitgröhlpassagen, überraschenden Breaks und stimmigen Textpassagen:

Our enterprise a success, as return is no option
Our eyes were removed, for our own safety

Der 2. Track, "Nightmare Heaven", hat einen kompletten Stilbruch im Mittelteil aufzuweisen, dieser Teil könnte wohl ohne weiteres auch einem Rave-oder Discofreak gefallen (keine Angst, ist trotzdem gut), erst beim furiosen Schlußteil sind wieder unverkennbar Arcturus am Werk. Mein persönlicher Favorit ist "Star-Crossed", mit klassischem Klavier-Intro (und einem unglaublich fähigen Keyboarder) , welches in einen langsamen, getragenen, ziemlich schrägen Rhythmus übergeht. Ansonsten gibts eigentlich bei allen Tracks das gleiche zu sagen: Intelligent, abwechslungsreich, schräg, perfekt gespielte Instrumente abgerundet von wandlungsfähigem Gesang, der alle Gefühlsregungen perfekt wiedergibt. Die Lyrics sind durchaus lesenswert und durchdacht und schwanken oft zwischen Zwangsoptimismus und totaler Beklemmnis. Für mich ist dieses Album absoluter Kult, den man sich 20x hintereinander ohne Probleme anhören kann, dabei jedesmal was neues entdeckt und schließlich zur Einsicht gelangt, daß es eben doch noch gute Musiker gibt, deshalb auch gut und gerne 10 Punkte! (V)


Averse Sefira - Battle´s Clarion

AVERSE SEFIRA CD´s sind schwer zu bekommen: Dieses Album musste ich in Deutschland bestellen, das vorige immerhin in Texas und die Demo ist wohl überhaupt nicht zu kriegen... Averse Sefira sind eine relativ junge Formation aus Texas, die uns mit ihrem zweiten Album harte Kost servieren. Nachdem sie endlich einen Drummer gefunden haben (vorher kam die Battery aus dem Computer), klingen sie noch glaubwürdiger als vorher. Eine rasende, kalte, mitreissende Sammlung von Riffs und Blasts, anzusiedeln eher in der alten Zeit, in den Wurzeln und Grundzügen des Black Metal, hier wird nicht neokonform mitgeballert. Diese Musik ist intensiv, schlägt sich ihre Bahn direkt ins Unbewusste, um ihre Botschaft zu verbreiten, die Riffs bohren sich wie Tentakel um den bangenden Kopf, ratternde Kampfhymnen von vollendeter Schönheit. Die Produktion ist gut gelungen, wenn auch nicht herausragend, dafür kann die Komposition umso mehr faszinieren. Intelligente Lyrics und ein aufwendiges Booklet tun den Rest, um dieses Album aus einer Masse anderer Releases herausragen zu lassen.

Zuletzt noch ein Zitat aus ARGUMENT OBSCURA (Track VI):

"Once free with no limits
existing for the sake
now constricted in limpid fury
blinded by songs already sung."

Stil: Exreme Raw Old School Black Metal
Prädikat: Wertvoll

Review: Mat


Averse Sefira - Blasphomet Sin Abset (Demo)

Schon über den Titel der Demo kann man lange nachdenken - Rätselhaft ist vor allem das "Abset", ein Wort dass es im Englischen nicht gibt; man kann zwar die Ähnlichkeit der Aussprache mit "Upset" erkennen (würde dann heissen: Fall, Sturz oder ähnliches), trotzdem klingt das Wort eher lateinisch (absum,-esse heisst soviel wie "entfernt sein", was aber dann wenig Sinn ergibt). Apropos "Sin": Auch dieses Wort kann man sowohl englisch als auch lateinisch deuten. "Blasphomet" dürfte ja wohl klar sein, als Kombination von "Baphomet" und "Blasphemy".

Die Musik präsentiert sich in drei mächtigen Songs, eingeleitet und getrennt von esoterischen Ambienttracks, die klingen wie das dumpfe Dröhnen einer Fabrik von tief unter der Erde - ein vibrierender, grollender, metallischer Soundtrack direkt aus der Hölle. Averse Sefira vollbringen ein gewaltiges Werk: Sie arbeiten mit den ursprünglichen Patterns und Komponenten des Black-Metal und erschaffen sie neu; ausdrucksvolle Melodien und eine klassisch inspirierte Interpretation von Riffkombinationen (in Weiterentwicklung der Strukturen von Emperor und Burzum) geben diesen Songs eine ausdrucksvolle Leere und intensive Leidenschaft, das Gefühl von Verlust und menschlicher Angst, trotzdem der Wunsch nach Leben, indem sein Gegenspieler, der Tod, verehrt wird. Die Riffs strömen und fliessen, ausgehend von einer Kompression bis zur Ausweitung und werden dann neu kombiniert, um sich im Lauf der Songs weiter zu entfalten. Zwischen tonalen Extremen schwingt eine zyklische Struktur und verleiht dieser Musik eine gespannte Stimmung, die von einer Entfremdung erzählt und von dem nagenden Gefühl, auf unbekanntem Terrain zu sein. Gitarren wie direkt vom Schlachtfeld steigen auf und stürzen wieder, explodieren und werden wiedergeboren, während eine kriegsartige Drummachine durch die unermesslichen Landschaften (des menschlichen Verstandes?) rast.

In jedem Track dieser Demo kann man den fast schon poetischen Übergang zwischen einer Stimmung und der Komposition erkennen, die eine Atmosphäre aus verschiedensten Emotionen erzeugt, in jedem Stück abgeleitet vom jeweils bestimmenden Thema. Die Musiker erzeugen eine Form von extrem abstrakter Atmosphäre, wie es nur wenige Bands zuwege bringen. In den Songs schwingen Gefühle von Zerstörung und Entfaltung, von Tod und Leben, von Hass und unbrechbarem Willen in den Katakomben der menschlichen Angst und werden wie Echo zurückgeworfen. Die gefauchten Growls und das gewisse genau stimmige Flair, mit dem die Instrumente gespielt sind, vervollkommnen das Bild eines meisterhaften Werks, das in seinen Klangstrukturen eine Entfremdung widerspiegelt, die als künstlerisches Bild eines zukünftigen Menschseins gedeutet werden kann.

Stil: Raw Underground/Thematic Stream Black Metal
Prädikat: Grandios

Review: Mat