Opeth - Madder Mortem

22.02.2002 - Graz, Orpheum

 

Endlich, nach 6 Jahren Bühnenabsenz, ein Opeth-Gig in Graz => Pflichttermin, eh klar. Als ich dann noch erfahren habe, dass Madder Mortem aus Norwegen das Vorprogramm bestreiten werden, war mein Glück grenzenlos.

Nachdem Madder Mortem doch ziemlich spät (es war sicher schon nach 20:00) die Bühne erklommen hatten, war eines schnell klar: Seit ihrem letzten Konzert in Graz (im Vorprogramm von Tristania, Rotting Christ und Vintersorg, Anm) haben MM nicht nur eine neue CD - Deadlands - herausgebracht, sondern auch spieltechnisch einiges dazugelernt. Nach kurzen Anlaufschwierigkeiten donnerte die außergewöhnliche Stimme von Sängerin Agnete kraftvoll im Saal, und auch ihre musikalischen Mitstreiter lieferten einen respektablen Auftritt. Im Gegensatz zum oben erwähnten ersten Gig im Orpheum hatte die Band diesmal die Gelegenheit, länger als 15 min zu spielen, und auch das stehende rote Licht von damals hat sich zu einer fulminanten Lichtshow verändert. Wahrscheinlich hat man auch auf der Veranstalterseite erkannt, dass die Band mit der etwas anderen Sängerin mehr als nur Pausenfüller ist. Mir jedenfalls haben sich MM mit diesem Auftritt endgültich mit dem "davon-will-ich-mehr-hören"-Siegel eingebrannt.

Nach einer kurzen Umbaupause ging es dann auch schon weiter mit Opeth. Opener war "The Leper Affinity" vom Album Blackwater Park, und schnell konnte man sich von der technischen Qualität dieser Band überzeugen. Wenn Madder Mortem vorher gut waren, bleibt für Opeth nur mehr das Wort "perfekt". Sänger/Gitarrist Mikael Akerfeld war für mich persönlich unglaublich beeindruckend, wie man gleichzeitig so singen und Gitarre spielen kann, bleibt dem gewöhnlichen Musiker wohl auf immer verschlossen. Auch die häufigen Wechsel von dumpfen "growls" zu klarer Singstimme meisterte er mit links. Aber der Rest der Band stand dem um nichts nach. Jeden Jazz-Fan, der meint, Metal sei nur dumpfes Gestampfe, sollte man zu einem Opeth-Konzert zwangsverpflichten: Mit welchem Gefühl und welcher Dynamik diese Band zu spielen vermag, kippt auch den ärgsten Skeptiker aus den Schuhen. Dem Mann am Schlagzeug hätte ich einen Orden verliehen - das sein Spiel etwas Besonderes war, hab ich sogar mit meinen Nicht-Schlagzeuger-Ohren gehört. Den anderen im Saal ging es wohl genauso, denn immer wieder kamen "Opeth - Opeth - Opeth" -Chöre auf, die mit einem artigen, schwedisch-deutschen "Dankesön" beantwortet wurden und vom Schlagzeuger bisweilen auch mit einem passenden Rhythmus unterlegt wurden.

In weiterer Folge wurde ein bunter Querschnitt aus Opeths Album-Vergangenheit wiedergegeben, frei nach dem Motto "von jedem Album 2 Lieder". Das war für mich auch schon der einzige Wehrmutstropfen an diesem Abend, wahrscheinlich habe nicht nur ich auf mehr als nur "Deliverance" und "A Fair Judgement" vom aktuellen Album "Deliverance" gehofft. Trotzdem ein durchaus gelungener Abend, der mit "Demon Of The Fall" als Zugabe abgeschlossen wurde.

Vroni